150-mm-Newton-Reflektor „Toms Hammer“
Technische
Daten:
Typ |
Newton |
Hersteller
Tubus |
Eigenbau |
Montierung |
CAM, EQ-3 |
Objektiv-Ø |
150 mm
(6'') |
Brennweite |
1200 mm |
Öffnungsverhältnis |
1:8 |
Auflösungsvermögen |
0,9'' |
Max.
Vergrößerung |
ca. 400 x |
Toms Hammer ist ein Spezialist. Am Anfang stand die Absicht, einen
perfekten Planeten-Newton zu bauen. Einzig und allein für diesen Zweck
wurde er entworfen und gebaut.
Wie wird ein Newton zu einem perfekten Planeten-Newton? Ganz einfach: Er
muss knackscharfe Bilder bei hoher Vergrößerung liefern und einen
Bildkontrast aufweisen, der einem Apochromaten trotzt. Wie erreicht man
diese Qualitäten aber in der Praxis? Dazu müssen wir etwas konkreter
werden:
Je mehr Details ich
im Okular sehen möchte, desto größer muss der Hauptspiegel sein. Das
Stichwort heißt Auflösungsvermögen. Perfektion durch Quantifizierung? Geben
wir den zur Verfügung stehenden Geldmitteln die Chance, sich zu Wort zu
melden und passen wir die Definition von „perfekt“
dieser Rahmenbedingung ein
wenig an. Wir können
es auch schönreden: Je höher das Auflösungsvermögen, desto feinere
Unruhen in der Atmosphäre sind in der Lage, mir die Beobachterfreuden zu
vergällen. Das ist der Fluch großer Optiken: Ihnen steht weniger Zeit am
Himmel zur Verfügung, da sie die perfekten Nächte abwarten müssen, um
ihre Leistungsreserven auszuschöpfen. Ich möchte aber häufiger einen
scharfen Seheindruck erleben, also wähle ich meine Öffnung etwas
bescheidener aus. Sechs bis acht
Zoll sind ein ausgesprochen kluger Kompromiss zwischen
Auflösungsvermögen und atmosphärischen Sichtbedingungen. Wählen wir die
sechs Zoll und investieren dafür lieber etwas mehr in die Qualität der
Spiegeloberfläche, denn die muss für die angepeilten Leistungsmerkmale
besonders fein gemacht sein. Am Ende all dieser Überlegungen hielt ich
einen 152 mm durchmessenden Parabolspiegel mit 1200 mm Brennweite und
den interferometrischen Messwerten 1/5 PV, 1/29 RMS und 0,95 Strehl in
den Händen.
Die Obstruktion, die
Abschattung des Hauptspiegels durch den Fangspiegel und seine Halterung,
spielt eine bedeutende Rolle für den Bildkontrast. Liegt die Obstruktion
über 20%, verursachen der Fangspiegel und die Spinne eine so starke
Lichtbeugung, dass ein merklicher Kontrastverlust entsteht. Je weiter
die Abschattung unter 20% liegt, desto kontrastreicher kann das Teleskop
abbilden. Es gilt also einen möglichst kleinen Fangspiegel zu verwenden.
Dies bedeutet jedoch auch, dass der Brennpunkt des Hauptspiegels sehr
nah an den Tubus heranrückt. Ein einfacher Zahn-und-Trieb-Okularauszug
ist damit nicht mehr verwendbar, eine andere Konstruktion muss her. Ein
Drehfokusierer mit einigen Millermetern Verstellweg bringt das Okular
bis auf einen Zentimeter an die Tubuswand heran. Damit kann der
Fangspiegel weit vom Hauptspiegel wegrücken, und entsprechend klein kann
sein Durchmesser sein. Hier ist es ein 0,8''-Fangspiegel mit einer
letztendlichen Obstruktion von 13%, der das Heil bringt.
Das fertige Teleskop
mutet seltsam an. Es ist unverhältnismäßig lang, der Okularstutzen klebt
direkt an der Tubuswand, und der Fangspiegel ist so winzig, dass man
fast nicht glauben kann, dass er den gesamten Strahlengang erfasst. Und
was ist mit der Beobachtungspraxis? Hier liefert der Newton tatsächlich
eine Abbildungsqualität, mit der selbst der hauseigene Apochromat nicht
aufwarten kann, und selbst gegenüber einem sechszölligen Apochromaten
steckt Toms Hammer nicht zurück. Ein schöner Beweis dafür, dass
Refraktoren eben nicht generell besser sind als Reflektoren. Es kommt
immer nur drauf an, wie sauber die Optik geschliffen und aufeinander
abgestimmt ist. |