Blenden in einem
Newton-Spiegelteleskop
Mangelnder
Bildkontrast im Newton wird gerne auf den Fangspiegel und seine
Halterung geschoben, dabei ist der Kontrastverlust durch die
Fangspiegelkonstruktion so gering, dass man ihn gar nicht beurteilen
kann, solange nicht die wichtigsten Vorkehrungen gegen den
Kontrastverlust getroffen worden sind.
Wenn man durch den
Okularstutzen in einen Newton hineinschaut, schaut man nicht nur auf den
Fangspiegel, sondern vor allem auch auf die gegenüberliegende Tubuswand.
Dort, genau dort, findet ein Großteil des gesamten Kontrastverlusts statt, wenn
der Tubus einfach nur schwarz lackiert ist. Einen weiteren Großteil erledigt
einfallendes Störlicht direkt in den Okularauszug. Der kleinste Anteil
fällt auf die hintere Tubuswand und die Hauptspiegelumgebung. Diese
Dinge spielen freilich nur dann eine Rolle, wenn störendes
Umgebungslicht tatsächlich vorhanden ist. Befinde ich mich in pechschwarzer
Finsternis, kann meine Optik auch in einem blanken Edelstahlrohr
stecken, oder in gar keinem Rohr, ich werde in meinem Gesichtsfeld immer
einen vollständigen Graukeil sehen können, also die gesamte Bandbreite
von Weiß bis Schwarz. Genau das bedeutet Kontrastverlust: Den Verlust
eines oder beider Enden des Graukeils. In der Himmelsbeobachtung ist es
stets das schwarze Ende, dem unser Augenmerk gilt. Verlieren wir das
weiße Ende, liegen ganz andere Probleme vor, z. B. mangelhafte Reflektivität des Spiegels.
Hier ist ein Fall abgebildet, wie er in der Praxis auf den Himmelsbeobachter lauern kann. Die beiden
Lichtquellen sind übrigens kein Streulicht, sondern direktes Licht. Als
Streulicht bezeichnen wir all die Photonen, die nach einem mehr oder
weniger langen Luftmolekül- und Staubteilchenbillard in unserer Optik
landen. Diese Lichtquellen müssen auch nicht zwangsläufig
Straßenlaternen sein, sondern können durchaus auch Dörfer und
Industriegebiete nahe einem ansonsten dunklen Spechtelplatz darstellen.
Die Grafik verdeutlicht, wo das Licht im schlimmsten Fall eintrifft (wir
wollen einmal außer Acht lassen, dass es auch frontal von vorne
einfallen kann, denn nur selten wird man ein Objekt direkt neben einer
Lichtquelle anvisieren), nämlich zum einen auf der Tubusinnenwand
gegenüber des Okulars und in den Okularauszug selbst.
Wenn man nun
Blenden in seinen Newton einbauen möchte, sollte man sich auf diese
Bereiche konzentrieren. Die oftmals empfohlenen Blenden im hinteren
Tubus sind edler Selbstbetrug, denn sie dunklen zwar die Tubuswand ab,
doch dafür blickt man über den Fangspiegel immer auf ihre im
ungünstigsten Fall durch das einfallende Störlicht beleuchteten Seiten,
womit sie ziemlich wirkungslos sind.
Je lichtstärker
mein Newton und je größer mein angestrebtes ausgeleuchtetes Bildfeld,
desto größer wird der Bereich auf der gegenüberliegenden Tubuswand, der
ins Gesichtsfeld gerät. Eine sauber bemessene Blende am Eingang des
Okulartubus taucht dessen Wandung ins Dunkle und verkleinert den
sichtbaren Bereich der gegenüberliegenden Tubuswand. Weiterhin stellen
wir fest, dass Newtons ihren Einblick immer ziemlich nah am
vorderen Tubusende
haben, womit einfallendem Störlicht Tür und Tor geöffnet ist. Deshalb
lautet meine Empfehlung: Baut euch eure Newtons lang genug, oder benutzt
eine Taukappe, und damit meine ich eine richtige Taukappe, nicht so eine
trödelige Halbellipse, wie man sie an großen Dobsons häufig sieht.
Nun ist der Winkel,
unter dem Licht einfallen kann, schon deutlich spitzer, und man kann
beginnen, die gegenüberliegende Tubuswand mit Blenden zu versehen.
Würden wir auf die Tubusverlängerung bzw. Taukappe verzichten, würden
wir uns an dieser Stelle zum Handköfferchen basteln; wir müssten dann so
viele Blenden setzen, dass ihre Innenkanten wieder beinahe genauso viel
Licht reflektieren würden wie die blanke Tubuswand. Die Blenden brauchen
keineswegs umlaufend zu sein, sondern genügen völlig in Form von
Segmenten, die gerade den im Gesichtsfeld liegenden Kreis auf der
Tubuswand durchlaufen. So ausgestattet wird ein Newton auch in
Siedlungsgebieten ein kontrastreiches Bild liefern.
Eine andere
Möglichkeit besteht darin, anstelle der Blendenphalanx eine Lichtfalle
einzubauen. Die Idee ist, dass einfallendes Störlicht in ein Loch fällt
und man letzten Endes in ein dunkles Rohr hineinblickt. Um das allein
über ein Rohr zu ereichen, müsste die Lichtfalle ganz schön lang sein,
besonders bei lichtstarken Newtons ohne Taukappe, wo der sichtbare
Bereich der Tubuswand durchaus so dick wie der Haupttubus sein kann,
müsste die Lichtfalle so dick wie der Tubus und unter Umständen sogar
länger als dieser sein. Eine Lichtfalle ist eine klasse Idee, doch muss
sie meines Erachtens mit Blenden versehen sein, soll sie a) nicht zum
Geschwür ausarten und b) effektiv sein.
Dies ist Tom
Rainys Lichtfalle Nr. 1:
Das Schöne ist, man braucht nur wenige
Blenden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Dabei kann man sich
aussuchen, ob man ihre Innenkanten gerade gestaltet oder der Krümmung
des Tubus bzw. Lichtkegels folgen lässt.
Noch
etwas eleganter ist Tom Rainys Lichtfalle Nr. 2:
Hier sind die Blenden kreisförmig
angeordnet, stellen letztlich also mehrere konzentrische, ineinander
geschachtelte Lichtfallen dar. Das nachfolgende Bild zeigt etwas
deutlicher, wie eine solche Lichtfalle unterteilt sein kann:
Links Tom Rainys
Lichtfalle Nr. 1, in der Mitte Nr. 2, und rechts eine mögliche
Mischform.
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