(NightSky-Ausgabe 4/2001)
Anbau eines
2“-Okularauszugs
an den 200
mm Reflektor „Jocelyn Bell“
(GSO
200 / 800 mm Newton)
von
Tom Rainy
Im
Frühling dieses Jahres kaufte ich mir den 8“-Newton von GSO, als
Verstärkung zum 120 mm Refraktor „Carl Sagan“. Letzterer ist ein
Helios 120/1000 mm Fraunhofer mit einem 2“-Okularauszug. Der GSO kam
jedoch nur mit einem 1¼“ Auszug daher, was schade war, denn zum einen
blieb mir so die Nutzung eines Koma-Korrektors bei der Fokalfotografie
verwehrt, und zum anderen hatte ich auch damals schon den Wunsch,
visuell mit einem langbrennweitigen 2“-Weitwinkel-Okular zu
beobachten. Um dies zu verwirklichen, entschloss ich mich im Frühsommer
zu einer OAZ-Transplantation bei „Jocelyn“.
Die
erste Frage war nun: Wo bekomme ich einen geeigneten Auszug her? Erfreut
stellte ich fest, dass der Teleskop-Service in München die
2“-Okularauszüge der größeren GSO-Dobsons auch einzeln verkauft.
Ich war deshalb so erfreut, weil diese OAZ’s in der Bauweise identisch
sind mit Jocelyns kleinem Auszug, der wunderbar verarbeitet ist und
exzellent läuft. So bestellte ich einen 2“-Okularauszug von GSO.
Nach
dem Erhalt des trutzgewaltigen neuen OAZ’s prüfte ich zuerst dessen
Rundung an der Tubusauflage. Zu meiner großen Freude passte die Rundung
ziemlich exakt auf den Tubus. Welch glücklicher Zufall, dann würde die
Sache hinterher also besser aussehen, als ich zunächst annahm.
Über
folgende Punkte musste ich mir aber nun Gedanken machen:
1.
Das vorhandene Loch im Tubus war für den großen OAZ natürlich
zu klein. Mit welchem Verfahren sollte ich es vergrößern?
2.
Die Schraubenlöcher stimmten auch nicht überein. Es mussten
neue gebohrt werden.
3.
Wie bringe ich das Ganze wieder möglichst genau auf die optische
Achse?
Das
erste Problem beschäftigte mich am längsten. Das Loch musste
ringsherum um 4 mm vergrößert werden. Folgende Möglichkeiten fielen
mir ein:
·
Vergrößerung
mit einer Blechschere, doch selbst die Kleinste passte nicht auf die
Rundung.
·
Mit
der Metallsäge dreieckige Zacken heraussägen und so das Loch eher
grobschlächtig vergrößern.
·
Einen
Ring mit Bohrungen Ø 2 mm um das vorhandene Loch herstellen, danach
jedes Loch mit Ø 4 mm nachbohren, so dass sich die Löcher übergreifen
und so der größere Durchmesser frei wird. Die verbleibenden Spitzen könnte
man leicht zurückfeilen.
·
Das
ganze Loch allein mit der Metallfeile vergrößern.
Die
Wandung des Tubus ist weniger als einen Millimeter stark. Sowohl sägen
alsauch feilen dürfte kein Problem darstellen. Also frisch ans Werk.
Zuerst habe ich die komplette Optik ausgebaut und alle Tubusaufbauten
abgebaut, so dass nur noch das Blechrohr mit Spinne und vorderem
Kantenschutzring auf der Werkbank lag.
Der
nächste Schritt war die Anfertigung einer Schablone, die die Arbeit
wesentlich vereinfachen sollte. Dazu habe ich das vorhandene Loch und
die vier vorhandenen Schraubenlöcher exakt vermessen und im Maßstab
1:1 in einem CAD-Programm eingegeben. Das so enstandene Bild war also
eine Tubus-Abwicklung im Bereich des Okularauszuges. Danach habe ich den
neuen 2“-OAZ vermessen und dessen benötigte Tubusöffnung und
Schraubenlochpositionen ebenfalls in die CAD-Zeichnung übernommen.
Dabei ergab sich folgendes Bild:
Der
innere große Kreis stellt die alte Tubusöffnung dar, während der große
Kreis die erforderliche Erweiterung markiert. Außerdem sind die alten und
neuen Positionen der Schraubenlöcher zu sehen.
Diese
Schablone, auf ein normales Blatt Papier ausgedruckt, klebte ich auf den
Tubus. Dazu legte ich eine kleine Lampe in den Tubus, so dass ich die Öffnungen
genau mit den Markierungen der Schablone zur Deckung bringen konnte. Nun
konnte ich die Schraubenlöcher bohren, indem ich den Bohrer genau auf den
neuen Markierungen ansetzte. Natürlich habe ich die Punkte zuerst mit einem
Stahlnagel angekörnt, damit der Bohrer nicht verläuft.
Als
nächstes musste die eigentliche Tubusöffnung vergrößert werden. Ich
versuchte zunächst die Methode mit der Metallsäge. Dies gelang jedoch nicht
zufriedenstellend, weil das Blech doch so elastisch war, dass ein gleichmäßiges
kraftsparendes Sägen nicht möglich war. Die Säge blieb immer wieder hängen.
Deshalb versuchte ich ein Stückchen zu feilen. Das funktionierte wunderbar,
und nach einer Stunde beständiger Feilarbeit war das Loch groß genug. Außerdem
war es schön rund und sah richtig sauber aus. Die Grate schliff ich noch
etwas ab und bepinselte sie mit schwarzer Farbe (Nr. 8 „Matt Schwarz“ von
Revell).
Das
Anschrauben des neuen OAZ’s scheiterte zunächst, weil die alten Schrauben
nun zu kurz waren. Der große Auszug hat nämlich eine dickere Fußplatte als
der kleine. Längere Schrauben mussten her. Hier sei meinem alten Herrn Preis
und Ehr, der seit ich denken kann alle möglichen Schrauben, Muttern und
Scheibchen in Kartönchen und Wurstgläsern sammelt. In dieser wohlgeordneten
Sammlung fündig zu werden war nur eine Frage von Minuten. Also besuchte ich
meine Eltern an diesem Wochenende etwas früher, blieb aber leider nicht so
lange wie gewöhnlich, weil ich ja unbedingt den neuen OAZ befestigen wollte.
Dies gelang dann schließlich wunderbar, und es stellte sich nach dem Einbau
der Optik heraus, dass nicht viel Korrektur der Fangspiegelposition nötig
war, um eine einwandfreie Zentrierung zu erreichen. Ich behaupte, dass ich die
optische Achse mithilfe der Schablone mit einer Genauigkeit von wenigen
Zehntelmillimetern wieder getroffen habe.
Auch
am Himmel zeigt sich, dass der Eingriff erfolgreich war. Mit dem 32 mm
2“-Erfle von Antares macht das Beobachten enormen Spaß, und der
2“-Komakorrektor von Celestron verlängert die Brennweite genau um die 5 mm,
die ich brauche, um mit der Kamera in den Fokus zu kommen. Ohne Korrektor
gelingt dies nämlich nicht.
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