Der
Fringe-Killer
Was
ist ein Fringe-Killer? Das wurde ich noch am selben Tag gefragt, als ich
mir diesen Einschraubfilter auf dem ATT kaufte. Nun, wir leben im
Deutschland des 21. Jahrhunderts, wo man mindestens jedes dritte Wort
englisch aussprechen muss um ernstgenommen zu werden. Übersetzen wir
es: „Fringe“ (Farbsaum) und „Killer“ (Töter). „Farbsaum-Töter“.
Da klingt Minus-Violett-Filter doch viel freundlicher. Doch im Gegensatz
zum Minus-Violett-Filter reduziert der Fringe-Killer nicht nur den
violetten Farbfehler, sondern kümmert sich gleichzeitig auch um den
roten Farbsaum, „ohne jedoch
den Farbeindruck des Bildes unzulässig zu ändern“, wie es bei Baader
heißt.
Da
mein TS-Refraktor 150/1200 mm ein kurzbauender Fraunhofer-Achromat ist,
schien mir der Fringe-Killer einen Versuch wert. Nun wird der eine oder
andere abwinken und sagen: „Du mit deinem trödeligen Refraktor, koof
dich doch’n Newton, der schiebt deine Chinarolle in den Dreck, weil,
Fraunhofer kannste knicken, und überhaupt...“. Schon klar. Hier geht
es jetzt aber um kurze Fraunhofer, und alle Kinder, die lieber mit was
anderem spielen wollen, die dürfen jetzt aufstehen und nach draußen
gehen.
Den
Test habe ich folgendermaßen angelegt: Zuerst wollte ich prüfen, wie
stark der Fringe-Killer (FK) den Farbfehler ausmerzt, und zwar im
Vergleich zum Williams Minus-Violett-Filter (MV). Dabei wollte ich auch
wissen, inwieweit der Farbeindruck des Bildes beeinflusst wird. Hierzu
muss man sagen, dass das Bild in den kurzen Fraunhofern ohnehin nicht
farbneutral, sondern deutlich „aufgewärmt“, eben rotstichig, ist.
Als Okulare nahm ich die Kasai Orthos 9 mm und 5 mm.
Prüfobjekt
am Himmel war Jupiter. Zuerst genoss ich ihn einige Minuten lang
ungefiltert, einerseits um die aktuellen Sichtbedingungen abzuschätzen,
andererseits um den natürlichen Farbfehler des Refraktors zu bewerten.
Der Rotschleier ist ohnehin nicht sehr auffällig. Da stört schon eher
der gelbe Farbsaum. Was jedoch unübersehbar ist, ist der große
violette Schleier, der einen richtigen „Hof“ um Jupiter bildet.
Dennoch ist der Violettschleier an diesem Fraunhofer-Exemplar deutlich
geringer als am 6“-Celestron, den ich vorher mal besaß.
Ich
benutze bei der Planetenbeobachtung immer eine 2“-Steckhülse mit
Klemmung für 1-1/4“-Okulare. Die Hülse hat ein 2“-Filtergewinde,
in dem dann der MV-Filter oder FK steckt. Auf diese Weise kann der
Okularwechsel ganz bequem ohne Filterwechsel erfolgen.
Was
bewirkten die beiden Filter also nun?
Zuerst
der FK: Er bewirkte eine deutliche Reduzierung des Violettschleiers und
hebte gleichzeitig, was mich überraschte, den Bildkontrast merklich an.
Die Wolkenbänder auf Jupiter stachen vergleichsweise richtig ins Auge,
was vermutlich auch auf den durch den Filter abgeblockten Rotanteil zurückzuführen
ist. Gleichzeitig legte der FK aber auch einen ganz leichten Grünstich
über das Bild.
Dann
der MV: Seine Reduzierung des Violettschleiers war noch stärker als die
des FK. Der Schleier war bei Blick entlang der optischen Achse fast
nicht mehr sichtbar. Am Kontrast änderte er aber nichts. Auch der MV
verursachte eine Veränderung der Bildfarben, jedoch nur ganz minimal
(noch zarter als der FK) in Richtung gelb.
Danach
ein verrücktes Experiment: Ich schraubte FK und MV zusammen in die
Steckhülse. Nun war der Farbschleier weg, doch das Bild war
gleichzeitig beinahe so golden wie im bekannten „Kontrast-Booster“.
Das
brachte mich auf die Idee, den FK bzw. den MV mal mit einem Blaufilter
zu kombinieren. Die Idee war, die „aufgewärmten“ Bilder des
Achromaten wieder „abzukühlen“, wie man es ja auch mit
Konversionsfiltern in der Fotografie macht. Das gelang auch einigermaßen.
Der Farbeindruck wurde in der Tat wesentlich realistischer, wenn ich ein
Blaufilter ins Okular schraubte, wobei auch hier, insbesondere in
Kombination mit dem FK, nochmals eine Kontrastverbesserung eintrat.
Gleichzeitig bekam die Jupiterscheibe jedoch wieder einen etwas stärkeren
blauen Saum, und das wäre damit der Wermutstropfen eines an sich recht
gelungenen Experiments. Es wäre auch anzumerken, dass freilich keiner
meiner Blaufilter hundertprozentig zur vorhandenen Rötung des Bildes
passte, so dass es auch nicht zu einer perfekten, neutralen
Farbwiedergabe kam.
Fazit:
Der Fringe-Killer reduziert den Violettschleier nicht so effizient wie
der Minus-Violett-Filter, doch dafür verbessert er merklich den
Bildkontrast, was der MV-Filter wiederum nicht tut. Während der
MV-Filter die Farben zart „anwärmt“, bewirkt der Fringe-Killer
einen leichten Grünstich. Die Kontrastanhebung ist ohne Zweifel ein
Pluspunkt des FK, doch wem es nur um die Reduzierung des
Violettschleiers geht, der wäre mit dem Minus-Violett-Filter besser
beraten. |