Blenden im Teleskop
1. Blenden in einem Newton
Mangelnder Bildkontrast im Newton wird gerne auf den Fangspiegel und seine Halterung geschoben, dabei ist der Kontrastverlust durch die Fangspiegelkonstruktion so gering, dass man ihn gar nicht beurteilen kann, solange nicht die Vorkehrungen gegen den hauptsächlichen Kontrastverlust getroffen worden sind. Dazu habe ich im Jahr 2009 einige Ideen entwickelt.
Wenn man durch den Okularstutzen in einen Newton hineinschaut, schaut man nicht nur auf den Fangspiegel, sondern vor allem auch auf die gegenüberliegende Tubuswand. Dort, genau dort, findet ein Großteil des gesamten Kontrastverlusts statt, wenn der Tubus einfach nur schwarz lackiert ist. Einen weiteren Großteil erledigt einfallendes Störlicht direkt in den Okularauszug. Der kleinste Anteil fällt auf die hintere Tubuswand und die Hauptspiegelumgebung. Diese Dinge spielen freilich nur dann eine Rolle, wenn störendes Umgebungslicht tatsächlich vorhanden ist. Befinde ich mich in pechschwarzer Finsternis, kann meine Optik auch in einem blanken Edelstahlrohr stecken, oder in gar keinem Rohr, ich werde in meinem Gesichtsfeld immer einen vollständigen Graukeil sehen können, also die gesamte Bandbreite von Weiß bis Schwarz. Genau das bedeutet Kontrastverlust: Den Verlust eines oder beider Enden des Graukeils. In der Himmelsbeobachtung ist es stets das schwarze Ende, dem unser Augenmerk gilt. Verlieren wir das weiße Ende, liegen ganz andere Probleme vor, z. B. mangelhafte Reflektivität des Spiegels.
Direktes Licht kann seitlich in den Tubus einfallen und dabei den Okularauszug direkt oder die Tubuswand hinter dem Fangspiegel beleuchten. Streulicht kommt von allen Seiten. Damit bezeichnen wir all die Photonen, die nach einem mehr oder weniger langen Luftmolekül- und Staubteilchenbillard in unserer Optik landen. Die dafür verantwortichen Lichtquellen müssen auch nicht zwangsläufig die Straßenlaternen in der unmittelbaren Umgebung sein, sondern können durchaus auch Dörfer und Industriegebiete nahe einem ansonsten dunklen Spechtelplatz darstellen. Wir wollen an dieser Stelle einmal außer Acht lassen, dass Licht auch frontal von vorne einfallen kann, denn nur selten wird man ein Objekt direkt neben einer Lichtquelle anvisieren.
Wenn man nun Blenden in seinen Newton einbauen möchte, sollte man sich auf die beiden genannten, konkreten Bereiche konzentrieren. Die oftmals empfohlenen Blenden im hinteren Tubus sind eher Selbstbetrug, denn sie dunklen zwar die Tubuswand ab, doch dafür blickt man über den Fangspiegel immer auf ihre im ungünstigsten Fall durch das einfallende Störlicht beleuchteten Seiten, womit sie ziemlich wirkungslos sind.
Je lichtstärker mein Newton und je größer mein angestrebtes ausgeleuchtetes Bildfeld, desto größer wird der Bereich auf der gegenüberliegenden Tubuswand, der ins Gesichtsfeld gerät. Eine sauber bemessene Blende am Eingang des Okulartubus taucht dessen Wandung ins Dunkle und verkleinert den sichtbaren Bereich der gegenüberliegenden Tubuswand. Weiterhin stellen wir fest, dass Newtons ihren Einblick immer ziemlich nah am vorderen Tubusende haben, womit einfallendem Störlicht Tür und Tor geöffnet ist. Deshalb lautet meine Empfehlung: Baut euch eure Newtons lang genug, oder benutzt eine Taukappe, und damit meine ich eine richtige Taukappe, nicht so eine trödelige Halbellipse, wie man sie an großen Dobsons häufig sieht.
Nun ist der Winkel, unter dem Licht einfallen kann, schon deutlich spitzer, und man kann beginnen, die gegenüberliegende Tubuswand mit Blenden zu versehen. Würden wir auf die Tubusverlängerung bzw. Taukappe verzichten, würden wir uns an dieser Stelle zum Handköfferchen basteln; wir müssten dann so viele Blenden setzen, dass ihre Innenkanten wieder beinahe genauso viel Licht reflektieren würden wie die blanke Tubuswand. Die Blenden brauchen keineswegs umlaufend zu sein, sondern genügen völlig in Form von Segmenten, die gerade den im Gesichtsfeld liegenden Kreis auf der Tubuswand durchlaufen. So ausgestattet wird ein Newton auch in Siedlungsgebieten ein kontrastreiches Bild liefern.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, anstelle der Blendenphalanx eine Lichtfalle einzubauen. Die Idee ist, dass einfallendes Störlicht in ein Loch fällt und man letzten Endes in ein dunkles Rohr hineinblickt. Um das allein über ein Rohr zu ereichen, müsste die Lichtfalle ganz schön lang sein. Besonders bei lichtstarken Newtons ohne Taukappe, wo der sichtbare Bereich der Tubuswand durchaus so dick wie der Haupttubus sein kann, müsste die Lichtfalle so dick wie der Tubus und unter Umständen sogar länger als dieser sein. Eine Lichtfalle ist eine klasse Idee, doch muss sie meines Erachtens mit Blenden versehen sein, soll sie a) nicht zum Geschwür ausarten und b) effektiv sein.
Dies ist meine Lichtfalle Nr. 1:
Das Schöne ist, man braucht nur wenige Blenden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Dabei kann man sich aussuchen, ob man ihre Innenkanten gerade gestaltet oder der Krümmung des Tubus bzw. Lichtkegels folgen lässt.
Noch etwas eleganter ist meine Lichtfalle Nr. 2:
Hier sind die Blenden kreisförmig angeordnet, stellen letztlich also mehrere konzentrische, ineinander geschachtelte Lichtfallen dar. Das nachfolgende Bild zeigt etwas deutlicher, wie eine solche Lichtfalle unterteilt sein kann:
Links meine Lichtfalle Nr. 1, in der Mitte Nr. 2, und rechts eine mögliche Mischform.
2. Blenden in einem Refraktor
Anders als beim Newton sind Blenden im Refraktor eine unstrittige Sache. Da man immer nur von hinten in einen Refraktor hineinschaut, blickt man auch immer nur auf die dunklen, im Schatten liegenden Blendenseiten, und das fördert den Bildkontrast ungemein.
Damit man sich aber nicht dumm und dämlich bastelt, hier eine kleine Anleitung für ein opimiertes Mindestmaß an Blenden in Refraktoren.
1) Man wählt sein angestrebtes ausgeleuchtetes Feld und verbindet zeichnerisch dessen Kanten mit dem Linsenrand des Objektivs. Wir erhalten den Lichtkegel.
2) Die Objektivhinterkante sei die erste Blende.
3) Man ziehe eine Linie von der Basis dieser ersten „Blende“ bis zum gegenüberliegenden Rand des auszuleuchtenden Feldes. An ihrem Schnittpunkt mit dem Lichtkegel sitzt die erste echte Blende.
4) Die Projektion vom Objektivrand über die erste Blende zur gegenüberliegenden Tubuswand und von dort aus (wieder gegenüberliegend) zum Rand des auszuleuchtenden Feldes liefert einen neuen Schnittpunkt mit dem Lichtkegel. Hier sitzt die nächste Blende. So geht's weiter.
5) Die Extrablende am Eingang des Okulartubus nicht vergessen. Idealerweise fällt diese mit der letzten Blendenposition zusammen. Das lässt sich genau konstruieren.
6) Fertig ist unser Refraktor.